Der Hof Akkerboom – Historie
Geschichte von Hof
Die Anfänge
Die Gründung der Hofstelle des heutigen Hofes Akkerboom reicht zurück ins Jahr 1768: Mit dem Ende der Leibeigenschaft wird das großfürstliche Domänengut Kronshagen in Parzellen für die freien Bauern und Kätner aufgeteilt. Am 1. Januar 1768 kauft Christian Christensen die Parzelle 7 auf Heidenberg mit 25 Hektar Ackerland und 10 Hektar Wiesenland – und verkauft sie im selben Jahr an den ehemaligen Bauernvogt Max Friedrich Hilfert. Der teilt 1779 das Land in drei Teile und veräußert diese. Auf einem Teil entsteht die Kätnerstelle Hof Büll (heute in der Narvikstraße gelegen).
Die Familie Gotsch/Göttsch
Joachim Sump aus Barsbek in der Probstei kauft 1779 und 1787 die beiden anderen Teile – und verkauft sie aus Geldmangel 1797 an seinen Stiefsohn Hans Gotsch. Dieser legt 1797/98 den Grundstein für den heutigen Hof. Hans und Catarina Magdalena Gotsch lassen das Haupthaus in der heutigen Stockholmstraße 159 erbauen, ein niederdeutsches Fachhallenhaus, in dem Mensch und Tier unter einem Dach leben. In den früheren Wohnräumen des Paares finden sich heute Küche und Büro. Die Tenne, in der heute Konzerte, Lesungen, Feste und Co stattfinden, diente als Stall und Lager für die Ernte. 1813 erfolgt ein Ausbau, das Haus wird vergrößert, die Namen der Hofherren werden im Querbalken über der Groot Dör verewigt.
1830, nach dem Tod ihres Mannes, zieht Catarina Magdalena Gotsch ins Altenteil (Vorläuferbau der heutigen Kulturscheune), der Hof geht an den ältesten Sohn Joachim Christian Friedrich Gottsch. Dieser errichtet die zweite Scheune (heute Holzwerkstatt). Dessen Sohn Hans Christian Friedrich Göttsch baut 1875 den Kuhstall aus, schafft damit Platz für 26 Tiere. Die stehen nun nicht mehr im Wohnhaus, sondern in einem Anbau (1959 erneuert).
Verkauf an die Stadt Kiel
Der Hof geht in der nächsten Generation an Maria Dorothea Göttsch und ihren Mann Peter Dorn, die ihn von 1910 bis 1912 bewirtschaften. Aufgrund von Erbstreitigkeiten wird der Hof mit 35 Hektar Land am 1. Januar 1913 an die Stadt Kiel verkauft.
Die verpachtet den Hof von 1913 bis 1956 an Christoph und Magda Sellmer. Die Familie baut Blumenkohl, Weiß- und Rotkohl an, der u.a. auf dem Wochenmarkt verkauft wird. Das Leben auf dem Hof ist nicht einfach. Erst 1939 wird das Gebäude an das Stromnetz angeschlossen. Fließendes Wasser, Trink- und Abwasserleitungen und sanitäre Anlagen gibt es jedoch immer noch nicht im Haupthaus. Das WC befindet sich im Schweinestall (heute Pfadfinder-Treff).
Hof Akkerboom
Von 1956 bis Dezember 1981 pachten Eeltje und Sophie Akkerboom den Hof. Aufgrund des schlechten baulichen Zustandes des Haupthauses baut die Stadt Kiel 1957/58 für das Ehepaar ein Wohnhaus für 65.000 Mark (heute Künstlerhaus). Das Haupthaus dient dem Gemüsebauern als Kohl-Scheune. Mit dem Renteneintritt von Eeltje Akkerboom endet das 25-jährige Pachtverhältnis.
Bau des neuen Stadtteils Mettenhof
Seit 1966/67 wird der neue Stadtteil Mettenhof gebaut. In den 1980er Jahren rücken die Bagger und Arbeiter immer näher an den Hof heran. Ende 1981 wird das neue Baugebiet Heidenberg ausgewiesen. Pläne der Stadt Kiel, auf dem Hof ein Kulturzentrum einzurichten, zerschlagen sich aufgrund der Sanierungskosten. Der Hof soll abgerissen werden. Das will eine im Juni 1981 gegründete Mettenhofer Bürgerinitiative verhindern.
Kultur- und Kommunikationsverein Hof Akkerboom e.V.
Aus der Bürgerinitiative zur Rettung des Hofes entsteht der Verein Hof Akkerboom. Die Gründungsversammlung findet am 3. Februar 1982 statt. Die Stadt Kiel als Eigentümerin erlaubt dem Verein die Nutzung des historischen Hofes mit Haupthaus, Scheune und ehemaligem Schweinestall sowie dem Hofgarten und dem Backhaus, um dort für die breite Öffentlichkeit kulturelle und andere Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen durchzuführen. Der Verein ist zudem für die Renovierung und Restaurierung zuständig. Bis alle Gebäude auf dem neusten Stand sind, dauert es Jahre. Das erste Sommerfest mit rund 300 Besuchern wird jedoch schon im Juli 1982 gefeiert – nach der Entrümpelung und dem Hausputz. Weitere Aktivitäten im Haus und im Apfelgarten folgen. Veranstaltungen wie die regelmäßige Teestunde jeden Freitag sowie Aktionen und Ausstellungen unter anderem zum Thema „Leben und Arbeiten zu Großmutters Zeiten“ finden auf dem Hof ebenso statt wie Musik, Lesungen, Theater für Klein und Groß sowie Gruppentreffen.
Die Renovierung
Die Mitglieder renovieren weiter: Im Frühjahr 1983 starten die Arbeiten in der Guten Stube und der Küche, der Einbau der Toiletten beginnt (Fertigstellung Mai 1984). 1984 beginnen die Mitglieder und ehrenamtlichen Helfer mit der Renovierung der Tenne – Fachwerk, Fenster, Giebel und kleine Stube. Ein Jahr später folgt der Einbau von Behindertentoiletten und die Herrichtung des Peerstalls – das kulturelle Leben wächst weiter. 1987 erhält der Verein erstmalig die jährliche Förderung der Landeshauptstadt Kiel zur Abdeckung der Betriebskosten – 1995 erhöht sich die Förderung auf 42.000 DM pro Jahr. Damit kann der Verein sich eine hauptamtliche Kraft (20 Wochenstunden) leisten.
1990 wird der Kuhstall ausgebaut. 1998 wird die neuere Scheune mit einer Galerie und einem Café zur Kulturscheune ausgebaut und 1999 eröffnet. Sie steht Künstlern für Ausstellungen zur Verfügung. Finanziert wird der Bau durch Mittel des Kultusministeriums, durch Sponsoren und durch die ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden zahlreicher Helfer. Im Dezember 2002 wird die Kulturscheune durch Brandstiftung schwer beschädigt. Die Renovierung dauert bis September 2003.
2004 werden die Baumaßnahmen über das Projekt Soziale Stadt für den Bau eines Backhauses und den Ausbau der Querdiele der Alten Scheune zu einer Holzwerkstatt bewilligt. Im Juni 2006 wird im Backhaus Richtfest gefeiert (Fertigstellung 2007) und November 2006 die Holzwerkstatt eröffnet. Im März 2007 wird die Kulturscheune durch Brandstiftung ein zweites Mal zerstört. Das Gebäude wird wieder aufgebaut, die Kulturscheune bekommt im Anschluss statt des Reetdachs ein Blechdach.
Das Kulturprogramm des Hofes ist umfangreich und wird stetig ausgeweitet. Neben vereinseigenen Veranstaltungen bietet der Hof Platz für Kurse und Workshops sowie für Ausstellungen. Die Räume werden für private Feste sowie für Vereinstreffen und Feierlichkeiten vermietet. Rund 10.000 Menschen pro Jahr besuchen den Hof Akkerboom (Zahlen: 2007).
Brand und Neubau
Im August 2015 brennen das reetgedeckte Haupthaus und der Kuhstall durch einen technischen Defekt komplett ab. Die Kulturscheune kann gerettet werden, die Holzwerkstatt weist nur wenige Schäden am Dach auf. Die denkmalgeschützte Fachwerk-Fassade mit der Groot Dör des Haupthauses kann ebenfalls gerettet werden. Die Kieler Politik beschließt einstimmig, das Kulturzentrum Hof Akkerboom wieder aufzubauen. 2017/2018 entsteht der Neubau der Tenne sowie des Kuhstalls, Einweihung wird im März 2018 gefeiert.
Der Hof entspricht in Größe und Form dem alten, historischen Gebäude. Zur Stockholmstraße hin wurde ein neuer Eingang gestaltet. Der Innenbereich wurde behutsam in Teilen umgestaltet – so kam eine neue, große Küche für Veranstaltungen hinzu – und bietet seitdem eine barrierefreie Nutzung aller Räume.
Quelle: Dietrich Schunck, Der Hof Akkerboom / Göttsch auf Heidenberg. Von der Hufenstelle 1768 zum Kultur- und Freizeitzentrum ab 1982. Kiel, 2007.